Isle of Arran Distillery
Nach dem ersten schottischen Frühstück in diesem Urlaub steht der Besuch der Isle of Arran Distillery auf dem Programm. Wir haben die frühe Copper Tour um 10:15 Uhr gebucht.
1837 wurde auf Arran der letzte legale Whisky für knapp 160 Jahre gebrannt. Am 29. Juni 1995 eröffnete um 14:29 Uhr die Isle of Arran Distillery in Lochranza. Die Idee, eine Brennerei auf Arran zu errichten wurde von einem ehemaligen Chivas-Manager verfolgt. Der Ort auf Arran wurde sorgsam ausgewählt, Lochranza besitzt das weichste Wasser der Insel. Regulär werden in der Isle of Arran Distillery ein 10yrs und ein 14yrs Single Malt gebrannt. Im vergangenen Jahr wurde ein 16yrs Single Malt als Limited Edition herausgegeben. Für die Volljährigkeit der Brennerei im kommenden Jahr ist zu ihrem Geburtstag ein 18yrs Single Malt geplant.
Neben den Limited Editions (neben dem 16yrs auch ein 12yrs Cask Strength) hat die Brennerei in der Vergangenheit ein Cask Strength Programme verfolgt. 8-jährige Whiskys wurden in den letzten 10 Monaten vor Abfüllung in verschiedensten Weinfässer nachgereift – daher auch die vielen verschiedenen Wein-Finishes im Lochranza Hotel (u.a. Fino Sherry oder Montepulciano). Von den Wein-Finishes sind in der Brennerei nur noch Amarone Finish und Sauterness Finish zu erwerben. Einige Whisky-Händler mögen noch den Port oder Moscatel Finish auf Lager haben. Da die Wein-Finishes sich aber kaum unterschieden, wurde das Programm mittlerweile aufgegeben.
Schließlich hat die Brennerei auch noch einige Spezialabfüllungen produziert: den Machrie Moor als Heavily Peated Limited Edition, den Orkney Bere 8yrs (ein Experiment mit der ursprünglich vor 5.000 Jahren in Schottland angebauten Gerstenart, an dem auch andere Brennereien wie z.B. Bruchladdich teilnahmen) oder den Devil’s Punch Bowl. Insider-Tipp: Die Isle of Arran Distillery plant für den Juni (vermutlich zum Geburtstag am 29. Juni) die Ausgabe der 2nd Edition des Devil’s Punch Bowl.
Arran Orkeney Bere 8yrs 46%
Der Geschmack erinnert sehr an den Bruichladdich Bere Barley: Heu, Rosinen, Sommerregen, verbunden mit leichten Bitterstoffen. Im Abgang entwickelt sich eine leichte Süße mit lang anhaltende Heuaromen.
Von Arran nach Campeltown
Nach der Copper Tour in der Isle auf Arran Distillery das erste Highlight: Neben den obligatorischen Whisky-Einkäufen (Arran 12yrs Cask Strength, Arran Amarone Cask Finish, Arranach 0,2l) habe ich im Rahmen des Arran Cask Sale Programme ein 250l Sherry Hogshead inkl. 10 Jahre Lagerzeit und Versicherung erworben. Das Fass wird in der 2. Juniwoche abgefüllt und dann werde ich das offizielle Zertifikat erhalten.
Vom Fährhafen Lochranza führt uns der Weg weiter mit der M.V. Loch Tarbert nach Claonaig auf Kintyre. Die Fähre ähnelt eher einer typischen Autofähre über den Rhein als einer der gewohnt großen CalMac-Fähren. Bei stürmischen Wind und extrem bewegter See geht es auf die 30-minütige Überfahrt nach Claonaig. Als erstes Auto am Fähranleger stehen wir auch im Bug der Fähre. Mit dem Effekt, dass unser Auto nach der Überfahrt von einer Salzschicht bedeckt ist. Diese wird in Campeltown am nächsten Tag aber Opfer der Autowaschanlage.
Für die Fahrt nach Campeltown entscheiden wir uns für die Strecke durch East Kintyre, von Claonaig 27 Meilen die B842 bis nach Campeltown, die erste Hälfte der Strecke ist eine Single Track Road. Die Strecke ist landschaftlich sehr reizvoll, das Fahren wegen der vielen bis zu 16%igen Steigungen und Gefällen aber auch sehr anstrengend, da die Single Track Road meine volle Konzentration erfordert.
In Campeltown angekommen suchen wir zunächst das Tourist Info auf, um uns den Weg zum Argyll Arms Hotel und zur Springback Brennerei zeigen zu lassen. Beides ist einfach zu finden, schnell haben wir unser Zimmer Nummer 3 im Hotel bezogen und machen uns gegen kurz nach 15:00 Uhr auf den Weg zum
Springbank Open Day
Die Springbank Distillery feiert ihren Open Day in diesem Jahr am 23. Mai. Generell scheint uns dieser Open Day etwas weniger straff organisiert zu sein, wie die Distillery Days auf Islay. Im Office werden wir freundlich in Empfang genommen, bekommen die Karten für die gebuchte Masterclass und kaufen noch einen Voucher für die Springbank Festival Bottle (Springbank 9yrs Refill Gaja Barolo Hogshead 58,6%, 295 abgefüllte Flaschen). Trotz großen Hungers lassen sich die versprochenen Hot Foods nicht finden, lediglich einige Sandwiches sind noch aufzutreiben. Bis zum Beginn der Masterclass bestaunen wir die reichhaltige Whisky-Bar (5 Drams für £5), trauen uns wegen der Flaute im Magen und der Massen an Menschen, die diese Bar in einem der Springbank Warehouses belagern, nicht an dieses Angebot. Vorläufig muss ein Hazelburn in dem im Innenhof aufgebauten Verköstigungszelt (Marquee) genügen um die Zeit zur Masterclass zu überbrücken. Kurz nach 16:30 Uhr beginnt die Masterclass mit Ranald Watson.
Die Springbank Distillery ist eine der wenigen unabhängigen Brennereien Schottlands und ist seit ihrer Gründung 1828 im Besitz der Familie Mitchell. In Campeltown werden Springbank, Hazelburn und Longrow gebrannt. Die Inhaberfamilie hat nie Wert auf hohe Gewinne aus der Brennerei gelegt, sondern auf die Tradition, den Whisky von Anfang bis zum Ende (Bottling) komplett in der Brennerei herzustellen. Etwa 50 Mitarbeiter arbeiten heute noch in der Brennerei und solange diese genug Gewinn abwirft, um die Mitarbeiter zu bezahlen und dem Inhaber ein Auskommen zu ermöglichen, werden sich die Prinzipien des Brennens und der Whisky-Herstellung in Campeltown nicht ändern. So kann es sich die Brennerei leisten, trotz eines maximalen Produktionsvolumens von 750.000 Litern Whisky pro Jahr derzeit nur etwa 200.000 Liter pro Jahr herzustellen. Man ist aber dennoch um ein jährliches Wachstum von 5-10% bestrebt. Zudem hat man bei Springbank seit 2001 kein Faß mehr an Dritte (bspw. unabhängige Abfüller) verkauft (mit Ausnahme von Cadenhead, einer Tochter von Springbank).
Die regulären Whiskys der Distillery sind der Spingbank 10yrs, der aus 60% Bourbon und 40% Sherry Cask Reifungen verheiratet wird. Ferner der Springbank 15yrs, der aus 100% Sherry Cask besteht. Ferner gibt es limitierte Sonderabfüllungen (z.B. Springbank 18yrs). Als weitere Marke wird der Hazelburn in der Brennerei hergestellt. Er zeichnet sich durch eine Dreifach-Destillation aus – alle drei Stills werden zur Produktion des Hazelburn verwendet: Neben der Low Wine Still durchläuft die Destillation beide Spirit Stills (Middle Still und End Still). Die dritte in der Brennerei hergestellte Marke ist der Longrow, der als Heavily Peated Whisky auf den Markt kommt. Das Malz wird beim Longrow während des Darrens für 48 Stunden im Kiln getorft und erreicht dabei einen Rauchanteil von 45-50ppm.
In der New and Unreleased Masterclass von Ranald Watson dürfen wir sechs Whiskys verköstigen und viel über diese Lernen:
- Campeltown Loch 21yrs ist ein Blended Whisky zu 50% aus Malt, zu 50% aus Grain Whisky. Etwa 10 verschieden Whiskys im Alter von 21-24 Jahren, hauptsächlich aus der Speyside und den Highlands, wurden verheiratet um diesen Blend zu erzeugen. Der 21yrs Loch zeichnet sich durch starken Pfeffer, Grass und leichte florale Noten aus. Es wird mit einem Gehalt von 46% abgefüllt werden und Anfang 2014 mit etwa 6.000 Flaschen auf den Markt kommen.
- Hazelburn Rundlets & Kindlets wurde 2003 hergestellt und wird nach aktueller Planung 2014 als 11yrs Whisky mit einer Stärke unter 53% (unsere Faß-Probierstärke) abgefüllt. Rundlets und Kindlets bezeichnen alte Fassgrößen von Fässern mit 60l bzw. 80l Inhalt. Aromen entwickeln sich in diesen Fässer zwar schneller und intensiver als in den üblichen Hogsheads oder Barrels, der Anteil des Angels Share ist mit 7-8% pro Jahr aber deutlich höher. Damit eignen sich diese Fässer nicht für lange Lagerzeiten. Dieser natürlich dreifach destillierte Hazelburn zeichnet sich durch eine sehr florale Honigsüße mit leichten Fruchtnoten aus.
- Der Springbank Organic wurde 2002 gebrannt, bisher haben Production Manager und Master Distiller noch nicht entschieden, ob und wann der Whisky abgefüllt wird. Der Springbank Organic wurde mit ca. 10-12ppm beim Darren getorft und reift vollständig in Oloroso Sherry Fässern. Derzeit hat er eine Faßstärke von 57-58%. Er schmeckt leicht salzig und trocken, hat im Geruch dabei aber eine sehr intensive Toffee-Süße. Insgesamt ein sehr schwerer, öliger Whisky.
- Als vierten Whisky durften wir den Springbank Society 15yrs probieren. Die Springbank Society ist ein Freundesclub der Springbank Distillery (wie z.B. die Friends of Laphroaig). Man bezahlt einmalig £50 lebenslangen Mitgliedsbeitrag und bekommt dafür u.a. die Möglichkeit, spezielle nur für die Society hergestellte Abfüllungen zu erwerben. Die Abfüllung des vergangenen Jahres lagerte 10 Jahre in Refill Bourbon-Fässern und anschließend für weitere 5 Jahre in First-Fill Madeira-Fässern. 600 Flaschen in einer Stärke von 56,4% wurden abgefüllt. Der Geschmack des Whiskys ist leicht salzig-pfeffrig, überwiegend aber stark nach Butter, Butterkaramell und Schokolade. Ein sehr ausbalancierter, eleganter 15yrs Whisky.
- Der Springbank 21yrs wurde Ende 1992 / Anfang 1993 gebrannt und wird 2014 in einer Stärke von 50% abgefüllt. Es ist erst die zweite 21yrs Abfüllung der Springbank Distillery. Die Lagerung erfolgte in Bourbon- und Sherry-Fässern. Erst in den letzten 12-14 Monaten (also erst seit kurzem) zieht der Whisky in First-Fill Oloroso-Fässer um. Der 21yrs zeichnet sich durch eine sehr elegante Balance von Süße und Fruchtnoten bei der Springbank-typischen leichten Salzigkeit aus.
- Der letzte Whisky der Masterclass ist der im Mai 2013 erschienene Longrow 18yrs. Wie schon oben beschrieben handelt es sich bei Longrow um einen Whisky, der im Kiln für 48 Stunden auf einen Gehalt von 45-50ppm getorft wird. 4.200 Flaschen wurden von diesem Whisky hergestellt. Für einen getorften Whisky ist der Longrow 18yrs vergleichsweise fruchtig-süß, mit einer holzigen Würze. Der Torf entwickelt sich im Mund erst spät und dann intensiv (nach etwa 3-4 Sekunden), verdrängt aber die anderen Noten nicht völlig. Ein sehr außergewöhnlicher Whisky mit interessanten Geschmackserfahrungen.
Nach Ende der Masterclass stillen wir erst unseren Hunger beim Barbecue, gönnen uns dann eine Probe des Springbank 2013 Open Day Whisky sowie ein Fyne Ales Jarl bzw. Highlander, bevor wir schließlich das eigentliche Abendessen beim Chinesen gegenüber der Brennerei-Einfahrt zu uns nehmen.
Der Tag endet mit einem letzten Whisky bei Springbank und bei leider eiskaltem Wind und kalten Temperaturen um die 5 Grad, so dass wir nur noch wenig von dem (durchaus guten) Live-Musikprogramm von 19:30 Uhr bis Ende des Springbank Open Day gegen 21:30 Uhr mitbekommen, sondern relativ früh auf unser warmen Hotelzimmer verschwinden.
(Bilder folgen später)