Lagavulin Open Day
Endlich! Das Festival hat begonnen. Traditionell eröffnet Lagavulin die Distillery Days des Fèis Ìle. Zunächst jedoch heißt es auf dem Weg nach Port Ellen einen kurzen Zwischenstopp in der Bowmore Distillery zum Kauf der Bowmore Fèis Ìle Bottle (Bourbon Cask Matured 56,5%, ohne Altersangabe) einzulegen. Auch wenn der Bowmore Open Day erst am kommenden Mittwoch stattfindet, werden – wie in den Vorjahren – bereits vorab Flaschen am Samstag verkauft (in diesem Jahr die ersten 300 von 1.000). Als vierte in der Schlange sind wir schnell bei Bowmore fertig und setzen unseren Weg über Port Ellen nach Lagavulin fort.
Der Wetter ist hervorragend, 17° Lufttemperatur und Sonnschein bei wenigen Hochnebelfeldern. Am Vormittag weht nur ein ganz leichter Wind, der aber im Laufe des Tages etwas zunimmt. Die Schlange vor dem Visitor Center, in dem die Festivalflaschen verkauft werden, ist bei unserer Ankunft um kurz vor 11:00 Uhr wie auch im letzten Jahr enorm. Da wir zunächst noch die Tickets für die Warehouse Experience abholen müssen, stellen wir uns nicht an, erfahren bei Ticketabholung aber, dass in diesem Jahr 3.000 Festivalflaschen Lagavulin Fèis Ìle Bottle (18yrs, 51,0%) abgefüllt wurden, und man davon ausgeht, dass diese den ganzen Tag verfügbar sind. Somit sehen wir uns zunächst das Festivalgelände an, nehmen ein kleines Frühstück ein und gehen dann zum Warehouse No. 1, wo die Warehouse Experience, durchgeführt von The Legend Iain McArthur, unterstützt von Caol Ila Distillery Manager Billy Stitchell stattfindet (Bild oben rechts).
In dieser Warehouse Experience lernen wir viel über die Zeit, in der Whisky seinen Charakter erhält: die Lagerung (Maturation). Es ist ein Trugschluss, dass Whisky-Fässer im Lagerhaus verschwinden und erst zur Befüllung wieder Beachtung erfahren. Vielmehr werden die Fässer in den Warehouses gehegt und gepflegt. Lecks müssen abgedichtet werden, Füllgrade älterer Fässer werden regelmäßig akustisch geprüft, um Unregelmäßigkeiten bei der Reifung (z.B. zu hoher Flüssigkeitsverlust) frühzeitig zu erkennen. Wir erfahren auch viel über Lagavulin und seine Geschichte. Wurde früher ein Großteil für die Blending-Industrie produziert, so gehen heute 95% der Produktion in die Single Malts und nur 5% zum Blending. Die Standardabfüllung (Lagavulin 16yrs) wird aus ca. 30 Fässern (abhängig von der Qualität des jeweiligen Fass-Whiskys) verheiratet. Der Festivalwhisky wurde aus 5 Fässern der gleichen Abfüllung aus dem Jahr 1995 verheiratet.
Für das Tasting werden die Whiskys direkt aus (Duty Paid) Fässern entnommen. Wir bekommen eine Probe von 4 Whiskys:
- Lagavulin 9yrs Sherry Cask 57,4% (Iain: ”Baby-Lagavulin”)
- Lagavulin 15yrs Sherry Cask 56%
- Lagavulin 20yrs Sherry Cask 52%
- Lagavulin 31yrs Refill Cask 47%
Der 9yrs Lagavulin schmeckt bereits überraschend ausgewogen und fruchtig, den üblichen hohen Torfgehalt merkt man diesem jungen Whisky, der vor seiner Abfüllung noch etwa genauso lange noch einmal lagern muss, noch nicht an. Mit dem Alter entwickelt sich dann die Süße und Trockenheit des Lagavulins, verbunden mit der typischen Rauchigkeit, die deutlicher zum Vorschein kommt. Der 31yrs ist ein Erlebnis, welches kein Teilnehmer an dieser Warehouse Experience wohl noch einmal genießen können wird. Eine übliche Flasche dieses Whiskys würde auf dem Markt ca. £1.000 kosten. Geschmacklich ist dieser Whisky eine Explosion von Aromen: Gebäckaromen, Frucht, Bittermandel, Marzipan, Grüne Gewürze. Es lässt sich kaum beschreiben und ist einfach fantastisch – schade, dass wir nur ein Glas davon probieren dürfen.
Das Umfüllen aus dem Fass in die Servierkaraffe dürfen (freiwillige) Damen durchführen. Quizfrage: Welche Dame hat sich wohl an das Fass mit dem 31yrs Lagavulin getraut? Meine natürlich… (Bild links)
Nach der Warehouse Experience genießen wir noch die Sonne, die Live-Musik und die Lagavulin Cocktail Demonstration von Colin und David. Gegen 16:00 Uhr beenden wir nach der Preisverlosung (des Briten liebster Sport: Lose kaufen, deren Erlös an gemeinnützige Projekte geht, und dann Preise gewinnen) und der Siegerehrung desjenigen, der das Gewicht von Iain am nächsten geschätzt hat, den Tag bei Lagavulin.
Rubh’an Dùin und die Paps of Jura
Unten ein Bild, welches ich heute um 17:36 Uhr vor dem Abendessen aus dem Fenster des Speiseraums unseres Hostels gemacht habe. Wer sich den Kopf meines Blogs ansieht, sollte gewisse Ähnlichkeiten erkennen.
Cloutie Dumpling Cèilidh
Am Abend steht das erste Event des Music Programme für uns an: der Cloutie Dumpling Cèilidh um 20:00 Uhr in der Rhinnes Hall in Portnahaven. Die Musik wird von der Band Flockhart gespielt, und schon nach wenigen Takten werden die Teilnehmer zum Gay Gordons auf die Fläche gebeten. Der Abend ist ein typischer Islay Cèilidh: Neben Musik und Tanz tragen Sänger von Islay traditionelle Lieder vor. In der Musikpause gibt es Gebäck, Kaffee und Kuchen. Es ist ein schöner Abend, der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Wir lernen 3 neue Tänze und einige Variationen uns bekannter Tänze kennen. Zum letzten Tanz steht ein Paar der örtlichen Polizei (eine Polizistin und ein Polizist) in der Tür, was den Sänger der Band natürlich zu der Bemerkung hinreißen lässt: “Ah – there is another couple for this dance.“
Der Abend endet traditionell mit Auld Lang Syne. Kurz nach Mitternacht sind wir wieder zurück in unseren Hostel in Port Charlotte.
Exkurs: Online und Offline
Zum Abschluss des Tages noch ein Praxishinweis: Die Mobilfunknetzabdeckung auf Islay entspricht nicht dem, was der Mitteleuropäer gewohnt ist. Zwar ist in allen größeren und kleineren Orten der Insel das Sprachnetz ohne Probleme verfügbar, das Datennetz hat aber maximal GPRS-Qualität. Da mittlerweile mehr und mehr Daten und Informationen in die Cloud finden oder Online direkt synchronisiert werden, führt dies in diesem Jahr dazu, dass ich die Facebook-App auf dem Smartphone praktisch nicht zum Hochladen von Neuigkeiten nutzen kann, da die App erst einmal alle möglichen Statusänderungen und News runter laden möchte, bevor ich in der Lage bin, etwas hochzuladen. Dies war in den vergangenen beiden Jahren noch deutlich einfacher. Der Traffic hat per se so immens zugenommen, dass mit der Qualität des Datennetzes auf Islay derzeit nicht an eine sinnvolle Nutzung des iPhones für einen Onlinebetrieb zu denken ist. Neuigkeiten von mir werden daher immer erst im Hostel in die Welt gesetzt, wenn ich das (kostenpflichtige) WLAN nutzen kann.